Ein paar Worte zu mir
Bereits als Kind bekam ich Reitunterricht nach der englischen Dressur und verstand nie, warum brauche ich Ausbinder, warum verwendet man Schlaufzügel, wieso kann ich nicht in die Ecken reiten und wie galoppiert man richtig an?...Fragen über Fragen mit denen man als Kind nicht viel anzufangen weiß, jedoch verlor ich die Lust am Reiten.
Nach einigen Jahren ohne Pferd, packte mich die Idee ein eigenes Pferd zu kaufen. Dies konnte mir auch niemand ausreden und ich kaufte mir meinen ersten Wallach, ohne reiterliche Erfahrung, ohne gute Vorkenntnisse und ich entschied mich rein aus der Optik heraus, für diesen Burschen. Als reine Freizeitreiterin, kam ich recht schnell an meine Grenzen und dieser ranghohe Wallach hatte es schnell drauf mich zu dominieren. So war jeder Tag mit ihm durch Ärger vorprogrammiert. Ausritte im Gelände bestimmte er, longieren und arbeiten auf einem Platz fast unmöglich. Von korrekter Arbeit und gymnastizieren hatte ich keine Ahnung und man mogelte sich so durch den reiterlichen Alltag.
Ich kaufte mir dann Diego mit 9 Monaten und wußte, hier werde ich alles richtig machen.
Ich nahm bei einigen Reitlehrern der Umgebung auf Schulpferden Reitunterricht, jedoch stellte mich das nicht zufrieden, ich wollte hinter das "WARUM" kommen.
Als Diego ca. 2 Jahre alt war, fand ich es merkwürdig, dass er standig auf demselben Vorderbein Hufabszesse hatte, bis er sich mit ca. 3 Jahren am Kronrand eine Verletzung zuzog, welche die Hornstruktur veränderte und so eine Hornsäule am selben Bein entstand. Ständige Tierarztbesuche musste er über sich ergehen lassen, bis er am Ende doch in die Klinik kam und ihm 3cm breit, das Horn bis auf den Knochen abgetragen wurde. 3 Wochen stand er wie ein Häufchen Elend in der Klinik, bis er mit Spezialbeschlag wieder nach Hause durfte und ich mir über die Unsummen von Kosten, nur noch den Kopf zerbrechen konnte. Das Horn musste ca. 1 Jahr komplett durchwachsen, bis wir langsam mit dem longieren begannen und in dieser Zeit befasste ich mich extrem mit dem "WARUM".
Er zeigte immer eine leichte Lahmheit, weswegen der Tierarzt durch die Entlastungshaltung seines Beines eine Hufknorpelverknöcherung feststellte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine 50:50 reitbar Chance und ich musste mir im klaren werden, will ich jeden Monat Stallmiete zahlen für ein Pferd, dass ich nur anschauen kann, oder schaffe ich es ihn wieder zu reiten. Die Ursache können weder Tierarzt noch Osteopath heilen, allein ich musste beginnen, an mir zu arbeiten und ich musste mir mit Hilfe ein Trainingskonzept aneignen.
Ich besuchte Kurse über Kurse, befasste mich mehr mit dem Bewegungsapparat, ließ mich schulen und nahm Vollberitt in Profihänden. Nahm Reitunterricht auf top ausgebildeten Pferden und begann so mit der Korrektur meines Pferdes nach der "klassischen Reitkunst".
Durch die Arbeit mit so vielen verschieden Pferden, war mein Ehrgeiz gepackt und ich wollte immer mehr. Ich lernte ihn durch die Longenarbeit ins Gleichgewicht zu bringen, um ihn im Anschluss in Leichtigkeit und Harmonie reiten zu können, damit er noch lange Jahre eine gesunde und leistungsfähige Zukunft vor sich hat. Ich wollte mein schwieriges Pferd, das von seiner Grundenergie (Interieur), von seiner körperliche Form (Exterieur), wie auch durch sein Handicap am Bein, so gut reiten können wie ich alle anderen bewundert habe.
Und ich lernte hierbei, dass die klassische Reitkunst für jedes Problem eine Lösung bietet.
Wer wirklich Harmonie und Leichtigkeit mit seinem Pferd erleben will, sollte sich den Problemen stellen und sie nicht vertuschen. Schwierigkeiten muss man erkennen, die Ursache hierfür analysieren und dann die Lösung für das Problem erarbeiten. Das ist genau der Punkt, der meinen Ehrgeiz immer wieder aufs Neue weckt. Es gibt so viele Freizeitpferde, die nicht mit guten Papieren ausgestattet sind, die niemals einem Zuchtziel entsprechen würden, die Schwierigkeiten mit ihrem Gebäude haben und hierbei ist es völlig egal, ob der Trab mit großem Raumgriff und viel Schwung ausgestattet ist. Einzig um im modernen Dressursport erfolgreich reiten zu können, benötigt man ein Pferd mit sehr gutem Grundtrab - diesen kann man kaufen.
Ein Pferd, dass sich im Gleichgewicht und in Harmonie mit seinem unsichtbar einwirkenden Reiter befindet, drückt sich in aktiven, energiegeladenen Gängen aus, weil das Pferd selbst gefallen möchte. Die Momente der Versammlung und der daraus zu reitenden Möglichkeiten, vergleiche ich mit tanzen. Hat man sie als Reiter einmal erfühlt, strebt man permanent nach ihnen, da Takt, Losgelassenheit und Dynamik miteinander harmonieren.
Wo Osteopath, Physio und Tierarzt nichts finden, bietet die klassische Reitkunst für jedes Pferd, egal welchen Reitstils Möglichkeiten, mit seinem Körper in Einklang zu kommen. Nach und nach wird es psychisch wie auch physisch belastbarer und zufriedener. Baut mehr Muskulatur auf und findet mit unserer Hilfe den Weg ins Gleichgewicht. Ein zufriedenes Pferd, das Ganzheitlich mit seinem Reiter harmoniert, spielt sich mit seinem Körper, denn unser Ziel ist, es so zu formen, damit es wie eine Kugel in alle Richtungen gleichermaßen beweglich ist.
Zu dem Ganzen erarbeite ich auch Zirkuslektionen, denn diese eignen sich hervorragend, um das Pferd ganzheitlich zu gymnastizieren und ganz bestimmte Muskelgruppen anzusprechen. Außerdem festigt sich neben dem Spaß Faktor auch die Beziehung zu dem Pferd, weil es spielerisch an neue Aufgaben herangeführt wird und man gleichzeitig, dass richtige Timing für das Loben erlernt. Elemente können z.B. das Kompliment, Knien, der spanische Schritt oder Liegen sein.
Auf den nächsten Seiten sehen Sie unsere Pferde. Viele hatten körperliche oder seelische Probleme und einige von Ihnen waren reiterlich richtig versaut und wir nahmen Sie zur Korrektur auf. Durch die Arbeit strahlen Sie immer mehr von ihrer besten Seite und nach und nach vergessen Sie, lernen und brillieren mit ihrem geschmeidigeren Körperbewusstsein. Jeder hat ein anderes Potential, das es heraus zu kitzeln gilt und hierbei nehmen wir uns die klassische Reitkunst mit Schiefenkorrektur und Bodenarbeit zu nutze.
Ihre Caroline Möbius